Geld und Schulden sind in Deutschland ein allgegenwärtiges Thema. Nicht nur der Staat hat Schulden, sondern vor allem auch viele Privatpersonen.
Was Schulden für eine Bedeutung haben, wird klar, wenn man sich einmal die Zahlen anschaut: Laut dem Schuldneratlas 2017 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Zahl der überschuldeten Personen auf 6,91 Millionen angestiegen. Das heißt, dass ca. 10 Prozent der erwachsenen Bevölkerung überschuldet ist.
Das Gesamtschuldenvolumen betrug dabei 209 Milliarden Euro, was umgerechnet eine durchschnittliche Schuldenlast von etwa 30.200 Euro pro Person macht. Schulden sind also ein wichtiges und stets aktuelles Thema. Daher ist es auch nötig, gut darüber Bescheid zu wissen, vor allem wenn eine solche Situation bei Ihnen selbst eintritt.
Einige grundlegende Fragen sind zu klären: Was ist Verschuldung eigentlich genau? Welche Arten von Schulden gibt es? Wann liegt eine Überschuldung vor? Und nicht zuletzt führen hohe Schulden zu den Fragen: Was kann ich machen? Wo kann ich Hilfe bekommen?
Schulden kurz zusammengefasst
Schulden sind Zahlungsverpflichtungen gegenüber Dritten. Sie können z. B. aus einem Kredit– oder Kaufvertrag herrühren.
Normalerweise sind Schulden unproblematisch, sofern es nicht zur Überschuldung kommt. Hier reichen Einkommen und Vermögen des Schuldners nicht mehr, um die Schulden zu bezahlen.
Bei zu vielen Schulden und einer Zahlungsunfähigkeit muss eine Schuldenregulierung mit den Gläubigern vereinbart werden. Als letzten Ausweg gibt es die Privatinsolvenz, an deren Ende eine Restschuldbefreiung stehen kann.
Existenzbedrohende Schulden – Primärschulden
PrimärschuldenMietschuldenEnergieschulden
Inhalte
Was sind Schulden? Eine Definition
Eine allgemeine Definition von Schulden kann folgendermaßen lauten: Schulden sind Verbindlichkeiten gegenüber einem Dritten, oder anders gesagt: Sobald jemand die Verpflichtung zur Rückzahlung an einen Gläubiger hat, hat er Schulden.
Vielen ist nicht bewusst, wie schnell eine solche Situation gegeben ist. Sobald Sie sich zum Beispiel ein wenig Geld von einem Bekannten leihen oder einen Kauf mit Ratenzahlung abschließen, liegt im Grunde eine Verschuldung per Definition vor. Verschuldung ist also zunächst einmal etwas relativ Alltägliches.
Dass auch Ratenzahlungen und Kontoüberziehungen Schulden sind, sollte jedem klar sein, der zum Beispiel gegenüber Behörden eine Schuldenerklärung abgeben muss.
In vielen Fällen ist es sogar notwendig, zunächst Schulden zu machen, um hinterher besser dazustehen. Denn die meisten Menschen können sich zum Beispiel nicht einfach so ein Eigenheim kaufen – sie nehmen einen Kredit auf, verschulden sich also, und zahlen das Haus über einen längeren Zeitraum ab. Wenn alles gut geht, gehört es ihnen am Ende ganz – was ohne die Schulden (den Kredit) nicht möglich gewesen wäre.
Auch Geschäftstreibende müssen oft Kredite aufnehmen, um in ihren Betrieb zu investieren. Wenn diese Investitionen fruchten, bedeutet dies ein Wachstum für das Geschäft – angestoßen durch eine anfängliche Verschuldung.
Wenn die Schulden überhandnehmen: Überschuldung
Schulden nehmen also vielfältige Formen an und können a priori nicht als gut oder schlecht bewertet werden. Temporäre Verschuldungen sind in vielen Lebens- und Geschäftsbereichen Standard und können positive Konsequenzen haben.
Problematisch werden Schulden, wenn sie überhandnehmen. Dann wird von Überschuldung gesprochen. Eine solche tritt konkret dann ein, wenn die bestehenden Verbindlichkeiten langfristig nicht mehr bedient werden können, weil das eigene Einkommen oder Vermögen hierfür nicht mehr ausreicht. Dies kann auch Auswirkungen auf andere haben, etwa weil ein Unterhalt wegen Schulden nicht mehr gezahlt werden kann.
Gründe für Überschuldung
Warum jemand in die Überschuldung gerät, dafür kann es verschiedene Gründe geben. Oft ist ein schwerer Einschnitt im Leben der Auslöser für eine Schuldenspirale, manchmal liegt aber auch ein schleichender Prozess vor. Eine Scheidung kann Schulden zum Beispiel dadurch auslösen, dass nun eine getrennte Wohnung allein finanziert werden muss.
Die häufigsten Überschuldungsgründe sind in Deutschland laut Statistischem Bundesamt:
- Arbeitslosigkeit
- Erkrankung, Sucht, Unfall
- Trennung, Scheidung, Tod
- Unwirtschaftliche Haushaltsführung
- Gescheiterte Selbstständigkeit
Weitere Gründe können beispielsweise ein längerfristiges Niedrigeinkommen oder eine gescheiterte Immobilienfinanzierung sein. Es wird also deutlich, dass es kein pauschales Muster gibt, wie jemand in eine Überschuldung gerät: Die Ursachen sind breit gestreut, es gibt für Schulden keine einfache Erklärung.
Schuldenfallen
BankschuldenDarlehensschuldenDisposchuldenErbschuldenHandyschuldenJugendliche mit SchuldenKreditschuldenSpielschulden
Es gibt einige Zahlungsverpflichtungen, bei denen eine höhere Gefahr besteht, Schulden anzuhäufen. Solche werden oft als „Schuldenfalle“ bezeichnet. Per Definition fallen zum Beispiel Verpflichtungen mit sehr langer Laufzeit hierunter, weil sich in der Zwischenzeit die ökonomische Situation des Schuldners ändern kann und auf diese Weise eine Zahlung nicht mehr möglich ist.
Schulden, in die Jugendliche zum Beispiel sehr häufig geraten, stehen oft in Verbindung mit teuren Handyverträgen. Hierbei sind in der Regel nicht die Mobilfunktarife das Problem, sondern teure Zusatzoptionen sowie die Finanzierung von kostspieligen Smartphones. Auch andere teure Konsumgüter führen oft zu Schulden bei Jugendlichen.
Eine weitere typische Schuldenfalle ist die Kontoüberziehung. Zwar ist eine Überziehung des Kontos praktisch und oft ohne Umstände möglich, doch ist diese Form der Finanzierung im Verhältnis ausgesprochen teuer. Sollte es zur Gewohnheit werden, werden viele Zinsen fällig und es kann schwierig werden, überhaupt wieder aus den roten Zahlen herauszukommen.
Ebenfalls wenig empfehlenswert ist es in der Regel, einen Kredit für Schulden aufzunehmen. Abgesehen davon, dass die Schufa bei hohen Schulden einen neuen Kredit erschwert, verschieben und verschlimmern Sie das Problem nur dadurch, dass Sie Schulden durch Schulden begleichen.
Eine nachhaltige Lösung sieht anders aus, wie unten im Text noch behandelt wird.
Nur in wenigen Fällen kann es sinnvoll sein, Kredite mit sehr hohen Zinsen schneller zu tilgen, wenn sich günstigere Kredite finden. Ansonsten sollte man die Verlagerung von Schulden eher vermeiden.
Arten von Schulden
Schulden lassen sich verschiedentlich kategorisieren und einordnen. Eine Möglichkeit der Differenzierung ist nach der Dringlichkeit der Verbindlichkeiten. Die Schulden lassen sich auf diese Weise zunächst in zwei Arten einteilen:
- Primärschulden
- Sekundärschulden
Die Primärschulden haben eine besondere Dringlichkeit, weil sie existenziell wichtige Bereiche betreffen. Diese Schulden können den Schuldner physisch und psychisch gefährden. Beispiele für solche Verbindlichkeit sind etwa Mietschulden. Wenn ein Mietrückstand nicht mehr bedient werden kann, führt dies möglicherweise zur Obdachlosigkeit.
Ebenfalls dringlich sind zum Beispiel Schulden bei Energierechnungen und Krankenversicherungsbeiträgen. Auch Steuerschulden sollten vermieden werden.
Sekundärschulden hingegen stellen keine unmittelbare Gefährdung der Existenz dar, weil sie sich nicht auf lebensnotwendige Bereiche beziehen. In diese Kategorie fallen also alle anderen Schulden. Beispiele hierfür sind:
- Private Schulden
- Konsumschulden
- Telekommunikationsschulden
Diese sozusagen weniger wichtigen Schulden sollten dennoch sehr ernst genommen werden. Auch wenn sie nicht direkt existenzgefährdend sind, kann das Anhäufen solcher Schulden fatale Konsequenzen haben. Die geringere Dringlichkeit besteht nämlich nur aus der Schuldner-Perspektive und hinsichtlich seiner Existenz – die Gläubiger bestehen dennoch und ohne Rücksicht auf solche Einordnungen auf einer Rückzahlung.
Weitere Arten von Schulden
Schulden beim Finanzamt SteuerschuldenUnterhaltsschulden
StaatsschuldenGEZ-SchuldenSchulden bei der KrankenkasseStudienschuldenKonsumschuldenBAföG-SchuldenPrivate Schulden
Was tun bei Schulden?
Wer seine Rechnungen nicht mehr zahlen kann, fragt sich bei ständig steigenden Schulden: Was nun? Oft wird auch eine finanzielle Hilfe bei Schulden gesucht.
Wenn eine Überschuldung eintritt, muss zunächst einmal geklärt werden, welche Schulden überhaupt vorliegen: Alles muss auf den Tisch. Dann sollten Sie folgendermaßen vorgehen:
- Ordnen Sie Ihre Schulden nach Dringlichkeit.
- Kontaktieren Sie die Gläubiger und versuchen Sie, eine Ratenzahlung oder Erlassung (evtl. teilweise) zu vereinbaren.
- Suchen Sie bei Problemen oder Fragen eine Schuldnerberatung auf.
Grundsätzlich ist es sogar besser, sich bereits so früh wie möglich an eine professionelle Schuldnerberatung zu wenden. Diese kann Ihnen bei der Schuldenregulierung unterstützend zur Seite stehen, bis Sie am Ende hoffentlich wieder zahlungsfähig sind und keine Schulden mehr haben.
Verjährung von Schulden
Nach § 195 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) beträgt die regelmäßige Verjährungsfrist drei Jahre. Dabei beginnt die Verjährung mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist. Bei Schulden tritt die Verjährung also in der Regel am 31. Dezember des dritten Jahrs nach der Entstehung des Anspruchs ein.
Berücksichtigungsfähige SchuldenHaushaltsschuldenLangfristige Verbindlichkeiten LieferantenschuldenSchufa-SchuldenSchulden bei Hartz 4Schulden bei ScheidungSchulden des Ehepartners
Privatinsolvenz bei hohen Schulden
In den Fällen, in denen die Schuldenregulierung auf dem Wege einer gütlichen Einigung mit den Gläubigern nicht möglich ist und auch die Schuldnerberatungsstelle hier nichts ausrichten konnte, kann ein letzter Ausweg aus den Schulden die Privatinsolvenz sein.
Wenn eine Insolvenz vorliegt, können Schulden nicht zurückbezahlt werden: Insolvenz heißt Zahlungsunfähigkeit. Beim zuständigen Amtsgericht muss dann ein Insolvenzantrag gestellt werden, damit ein Insolvenzverfahren eröffnet werden kann.
Ein vom Gericht bestellter Insolvenzverwalter benötigt alle Informationen, die den Schuldner und seine Finanzsituation betreffen, um mit den Gläubigern zu verhandeln.
Der Schuldner muss im Gegenzug alles zur Verfügung stellen, was pfändbar ist, also den Freibetrag übersteigt, zum Beispiel den pfändbaren Teil seines Einkommens.
Sechs Jahre lang muss der Schuldner dies tun und sich an die Wohlverhaltenspflichten halten. Dazu gehört unter anderem, jede zumutbare Arbeit auszuüben, keine falschen Auskünfte zu geben und Meldungen über Arbeitsplatz- oder Wohnungswechsel zu machen.
Sollte der Schuldner sich während der gesamten Zeit an diese Verpflichtungen halten, werden nach sechs Jahren in der Regel die übrigen Schulden erlassen. Dies ist die sogenannte Restschuldbefreiung.
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Hans W.
20. Dezember 2018 um 8:56 Uhr
sehr interessante prägnante Informationen bis ins Detail genau