Viele Schuldner haben sicher vor dem ersten Besuch bei einem Schuldnerberater mit sich zu kämpfen. Auf der einen Seite steht oftmals die Scham, die mit dem Gefühl einhergeht, seine Finanzen nicht im Griff zu haben.
Auf der anderen Seite steht vor allem auch die Frage nach den Kosten. Sollte ich lieber zu einer Schuldnerberatung oder einem Rechtsanwalt gehen? Hilft Schuldnerberatung überhaupt? Wer bezahlt das alles? Diese Fragen sollten Ihnen nicht dabei im Wege stehen, schnell wieder schuldenfrei zu werden.
Dieser Ratgeber fasst die Vor- und Nachteile der Schuldnerberatung durch einen Anwalt und durch eine öffentliche Stelle zusammen und zeigt außerdem Möglichkeiten auf, wie Sie die Kosten für beide stemmen können.
Rechtsanwalt für die
Schuldnerberatung kurz zusammengefasst
Bei gemeinnützigen und staatlichen Schuldnerberatungsstellen warten Sie mitunter sehr lange auf einen Termin. Das passiert Ihnen bei einem Anwalt normalerweise nicht.
Während die öffentliche Schuldnerberatung gewöhnlich kostenlos ist, müssen Sie den Anwalt bezahlen.
Beantragen Sie beim Amtsgericht eine Beratungshilfeschein. Oder aber wenden Sie sich so früh wie möglich an eine kostenlose Beratungsstelle – und zwar nicht erst, wenn Sie in akuten Zahlungsschwierigkeiten stecken. Denn manche Gerichte lehnen die Beratungshilfe ab, weil es vor Ort eine öffentliche Schuldnerberatung gibt.
Inhalt
Privatinsolvenz: Anwalt oder Schuldnerberatung hinzuziehen?
Egal, ob Sie einen Rechtsanwalt für Ihre Schuldnerberatung beauftragen oder sich an eine öffentliche Stelle wenden: Der erste Schritt in Richtung Schuldenfreiheit ist damit getan. Beide Wege bringen ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich.
Der erste Unterschied liegt bei den Kosten: Ein Anwalt möchte für die Schuldnerberatung bezahlt werden. Eine öffentliche Stelle zur Beratung hingegen wird staatlich gefördert. Für diese müssen Sie daher in aller Regel nichts bezahlen.
Das begründet auch schon die zweite Differenz: Bei einer öffentlichen Beratungsstelle warten Sie unter Umständen sehr lange auf einen Termin. Es kann teilweise bis zu einem Jahr dauern, bis die Mitarbeiter dort Zeit für Sie finden. Eine Kanzlei wird meist innerhalb der nächsten Wochen ein Zeitfenster für die Erstberatung freimachen.
Der entscheidende Punkt für den Rechtsanwalt bei der Schuldnerberatung ist aber ein einziges Wort in der Insolvenzordnung zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens. In § 1 Abs. 1 steht geschrieben, dass zur Antragsstellung eine
Bescheinigung, die von einer geeigneten Person oder Stelle auf der Grundlage persönlicher Beratung und eingehender Prüfung der Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Schuldners
notwendig ist. Welche Personen und Stellen als geeignet gelten, legt jedes Bundesland für sich fest. Ein Rechtsanwalt gilt zur Schuldnerberatung aber in der Regel als geeignet, weil er eine Anwaltszulassung und damit die Erlaubnis zur Rechtsberatung hat, die meist nötig ist, um einem Schuldner den gewünschten Rat erteilen zu dürfen. Weist eine Beratungsstelle Sie darauf hin, dass diese keine Rechtsberatung leisten darf, sollten Sie sich ggf. eine andere Stelle oder einen Anwalt für die Schuldnerberatung suchen.
Rechtsanwälte übernehmen in den meisten Fällen auch den Kontakt mit den Gläubigern. Diese haben ein berechtigtes Interesse daran, wie die Entschuldung abläuft und ihre offenen Forderungen beglichen werden sollen. Zudem bieten sich einige Situationen, in denen sich Schuldner befinden, an, um einen Vergleich auszuhandeln und auf ein gerichtliches Insolvenzverfahren zu verzichten. Auch darum kann sich ein Rechtsanwalt bei der Schuldnerberatung kümmern. Bei einer öffentlichen Stelle kann es vorkommen, dass Sie die Gläubiger selbst anschreiben und diese in Kenntnis setzen müssen.
Anwalt oder öffentliche Schuldnerberatung: Vor- und Nachteile
in der Regel kostenfrei | Termin meist erst nach Wochen oder Monaten verfügbar | Termin meist innerhalb der nächsten Wochen | verursacht Kosten |
nicht alle Stellen dürfen die Bescheinigung zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens ausstellen | darf die Bescheinigung in aller Regel erstellen | ||
Sie müssen den Gläubiger-Kontakt ggf. selbst herstellen | übernimmt meist den Kontakt mit den Gläubigern |
Schuldnerberatung bei einem Rechtsanwalt: Die Kosten können so und so beglichen werden
Der Rechtsanwalt für die Schuldnerberatung möchte bezahlt werden. Schuldner stellen sich natürlich schnell die Frage, wie sie diesen bezahlen sollen. Schließlich haben diese meist nur wenig Geld zur Verfügung, denn sonst würden sie nicht in einer Verschuldung stecken. Wie so oft führen viele Wege nach Rom oder in diesem Fall raus aus den Schulden.
Ziehen Sie einen Rechtsanwalt für die Schuldnerberatung zu Rate, kennt sich dieser in aller Regel damit aus, wie er zu seinem Gehalt kommt, obwohl sein Klient nur wenig besitzt. Bei einer Privatinsolvenz gibt es die Möglichkeit, einen Antrag auf Stundung zur Zahlung der Verfahrenskosten zu stellen. Dann werden nach § 4a Insolvenzordnung (InsO) bis zur Restschuldbefreiung keine Ansprüche geltend gemacht.
Viele Anwaltskanzleien bieten auch eine für den Schuldner kostenfreie Beratung an, wenn dieser Beratungshilfe bekommt. Das ist eine Sozialleistung für Menschen, die sich die Hilfe aus eigenen Mitteln nicht leisten können. Oftmals ist auch eine Ratenzahlung bei der jeweiligen Kanzlei möglich. Klären Sie die Kostenfrage am besten gleich vorab.
Für alle Einzelheiten, um etwa ein Auto zu kaufen bei einem Insolvenzverfahren, können Sie jederzeit einen Schuldnerberater hinzuziehen.
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