Laut dem Schuldneratlas 2017, welcher jährlich von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform herausgegeben wird, stellen Schulden für viele Privatpersonen in Deutschland ein großes Problem dar. Insgesamt lag die Schuldensumme im Jahr 2016 bei 209 Milliarden Euro. Heruntergerechnet bedeutet dies, dass jede einzelne Person in Deutschland Schulden von etwa 2.500 Euro hatte.
Schulden wirken sich sowohl psychisch als auch physisch negativ auf die Gesundheit einer Person aus. Sorgen um die wirtschaftliche Situation und das Geld führen beispielsweise oft zu Schlaf- oder Appetitlosigkeit. Des Weiteren schämen sich Betroffene häufig für ihre Lage und kapseln sich von anderen Personen ab. Im Folgenden wollen wir die Frage „Pleite – Was nun?“ beantworten und Schuldnern damit einen Ausweg aus der schwierigen Situation aufzeigen.
“Pleite, und was nun?“ – Das Thema kurz zusammengefasst
Zahlungsunfähige Privatpersonen sollten unbedingt versuchen, zumindest Miete, Nebenkosten und Strom zu bezahlen. Außerdem ist es ratsam, sich sofort Hilfe bei einer Schuldnerberatung zu suchen.
Verhandeln Sie mit Ihren Gläubigern, ob ein Schuldenvergleich möglich ist. Lassen Sie sich hierbei von einer Schuldnerberatungsstelle helfen. Sie erarbeitet mit Ihnen einen Schuldenbereinigungsplan.
Scheitert eine außergerichtliche Einigung mit den Gläubigern, bleibt gewöhnlich nur noch die Anmeldung der Privatinsolvenz.
Inhalt
Wann ist eine Person eigentlich pleite?
Umgangssprachlich wird davon gesprochen, dass eine Person pleitegeht, wenn sie zahlungsunfähig bzw. überschuldet ist. Das ist der Fall, wenn sie nicht genug Geld – hierzu zählen das Vermögen sowie laufendes Einkommen – zur Verfügung hat, um ihre Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen bzw. ihre Ausgaben die Einnahmen übersteigen.
Können Sie also Posten wie die Miete, Kreditraten, Lebensmittel oder Stromrechnungen nicht mehr bezahlen, sollten die Alarmglocken schrillen. Denn dann ist der Betroffene meist schon tief in die Schuldenfalle hereingerutscht. Werden Rechnungen nicht bezahlt, folgen zunächst Zahlungsaufforderungen vonseiten der Gläubiger und anschließend Mahnungen, welche mit zusätzlichen Mahngebühren einhergehen.
Was tun, wenn die Schuldenlast zu groß ist?
„Ich bin pleite, was nun?“ Stellen Sie sich diese Frage, ist der erste Schritt schon einmal getan. Damit Sie einen Ausweg aus den Schulden finden, ist es zunächst nämlich wichtig, dass Sie die Relevanz der Situation erkennen und gewillt sind, etwas daran zu verändern.
Viele Schuldner stecken zunächst den Kopf in den Sand und versuchen die Situation zu verdrängen, indem sie etwa keine Briefe mehr öffnen. Das ist jedoch ein äußerst gefährliches Verhaltensmuster. Nur wenn sie sich offensiv mit ihrer finanziellen Notlage und dem fehlenden Geld auseinandersetzen, kann eine Lösung gefunden werden. Schulden verschwinden nämlich leider nicht, sondern werden, wie bereits erwähnt, nur umso höher, je länger sie verdrängt werden.
Möchten Sie bei einer finanziellen Pleite wissen, was nun zu unternehmen ist? Am wichtigsten ist es, dass Sie zunächst Ihre Miete sowie Energiekostenrechnungen zahlen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Sie Ihre Wohnung verlieren oder eine Stromsperre angeordnet wird.
Dann sollten Sie sich einen Überblick über Ihre monatlichen Einnahmen und Ausgaben verschaffen. Wie viel Geld verdienen Sie, welche weiteren Einnahmequellen – beispielsweise Kindergeld, Unterhaltszahlungen etc. – bestehen? Wie hoch sind Ihre Ausgaben für Miete, Versicherungen, Kreditraten, Lebensmittel & Co?
Übersteigen die Ausgaben die Einnahmen, müssen Sie sich die folgenden Fragen stellen: Lässt sich mein Einkommen erhöhen? Wie kann ich meine Ausgaben senken? Weniger Geld auszugeben ist in der Regel weitaus einfacher. Prüfen Sie, welche Kosten unnötig sind oder gesenkt werden können – etwa die Ausgaben für Zeitungsabonnements, Mitgliedschaften im Fitnessstudio oder zu teure Versicherungen.
Bezüglich der Frage „Pleite, was nun?“ folgt nun der nächste Schritt. Überprüfen Sie, ob Ihnen – neben den lebenswichtigen Ausgaben – noch ausreichend Geld übrig bleibt, um Ihre Schulden nach und nach bei den Gläubigern abzustottern. Ist dies der Fall, müssen Sie die Gläubiger kontaktieren und versuchen, mit ihnen eine Ratenzahlung auszuhandeln. So können Sie vermeiden, dass es zu Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, etwa einer Konto- oder Lohnpfändung, kommt.
Hilfe durch die Schuldnerberatung
Fragen Sie sich bezüglich der finanziellen Pleite, was nun zu tun ist, denken aber, dass die Situation so verfahren und schwierig ist, dass Sie alleine nicht weiterkommen? In einem solchen Fall ist professionelle Hilfe durch eine Schuldnerberatung anzuraten. Gemeinnützige und staatliche Stellen beraten kostenlos, allerdings ist hier mit langen Wartezeiten zu rechnen.
Private Schuldnerberatungsstellen arbeiten gegen Gebühr. Hier erhalten Sie jedoch meist recht zeitnah einen Termin. Gleiches gilt für Anwälte, welche Schuldner beraten. Hier sollten Betroffene darauf achten, dass die Kosten transparent sind und bereits im ersten Gespräch detailliert erklärt werden. Ansonsten kann eine teure Überraschung drohen.
Pleite, was nun? – Was bei der Privatinsolvenz wichtig ist
Lassen sich die Gläubiger nicht auf einen Schuldenvergleich ein oder reicht das Einkommen nicht aus, um die Schulden in Raten abzuzahlen, dann hilft oft nur noch die private Insolvenz. Ziel dieses Verfahrens ist die Restschuldbefreiung. Nach einer Wohlverhaltensphase von maximal sechs Jahren ist die Person dann schuldenfrei und kann befreit in einen neuen Lebensabschnitt starten.
Die Privatinsolvenz folgt stets dem gleichen Ablauf:
- Außergerichtlicher Schuldenvergleich (Versuch muss nachgewiesen werden)
- Anmeldung der privaten Insolvenz
- Gerichtliches Schuldenbereinigungsverfahren
- Eröffnung des Insolvenzverfahrens und Verwertung des Vermögens
- Wohlverhaltensphase (bis zu sechs Jahre lang, in dieser Zeit muss der Schuldner einen Teil seines Einkommens an den Insolvenzverwalter abgeben)
- Restschuldbefreiung (bis auf wenige Ausnahmen werden die noch bestehenden Schulden hinfällig)
Meine Firma ist pleite: Was nun?
Nicht nur Privatpersonen können pleitegehen, auch Unternehmen sind dieser Gefahr ausgesetzt. Fallen wichtige Abnehmer weg, bleiben Aufträge aus oder zahlen Kunden ihre Rechnungen nicht, bringt dies Firmen schnell in die finanzielle Bredouille.
Grundsätzlich sollten Unternehmen stets ihre wirtschaftliche Lage im Blick haben. Im Gegensatz zu Privatpersonen müssen sie nämlich in bestimmten Situationen die Insolvenz – in diesem Fall die Regelinsolvenz – anmelden. Das ist der Fall, wenn
- sie zahlungsunfähig oder
- überschuldet sind.
Bei drohender Zahlungsunfähigkeit kann die Insolvenz angemeldet werden, muss es aber nicht. Kommt es zur Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung, sind Unternehmen dazu verpflichtet, innerhalb von drei Wochen einen Insolvenzantrag zu stellen. Kommen sie dieser Pflicht nicht nach, machen sie sich der Insolvenzverschleppung schuldig.
Bei einer vorsätzlichen Insolvenzverschleppung droht eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Bei Fahrlässigkeit ist eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bzw. eine Geldstrafe zu erwarten.
Personen, die selbstständig sind, dürfen die Privatinsolvenz nicht durchlaufen. Auch sie müssen eine Regelinsolvenz anmelden. Im Gegensatz zu Unternehmen besteht für Selbstständige jedoch die Option der Restschuldbefreiung.
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