Wie bei der Lohnpfändung der Freibetrag berechnet wird

Wenn ein Schuldner seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen kann, greifen Gläubiger häufig zur Lohnpfändung als Mittel, um ihre ausstehenden Forderungen einzutreiben.

Bei einer Lohnpfändung wird ein Teil des Gehalts eines Schuldners direkt vom Arbeitgeber an den Gläubiger gezahlt, um Schulden zu begleichen. Der Arbeitgeber muss dabei berechnen, wie viel Geld gepfändet werden darf. Dabei gibt es gesetzliche Grenzen, die sicherstellen, dass dem Schuldner genug Geld zum Leben bleibt. Dieser geschützte Teil des Gehalts bei der Lohnpfändung ist der Freibetrag, auch Pfändungsfreigrenze genannt, und bezeichnet den Teil des Einkommens, der nicht pfändbar ist. Er dient dazu, dass der Schuldner weiterhin seine Lebenshaltungskosten bestreiten kann.

Wie hoch fällt der Freibetrag bei einer Lohnpfändung aus?

Bei einer Lohnpfändung richtet der Freibetrag sich nach dem Nettoeinkommen des Schuldners und seinen Unterhaltsverpflichtungen. Doch wie hoch ist der Pfändungsfreibetrag für eine Person? Für eine alleinstehende Person beträgt der Grundfreibetrag ab dem 1. Juli 2024 1.499,99 Euro monatlich. Dieser Betrag ist unpfändbar und soll sicherstellen, dass dem Schuldner genug Geld zum Leben bleibt. Bei höherem Einkommen steigt auch der Freibetrag. Die genauen Beträge können Sie der Pfändungstabelle entnehmen, die jährlich zum 1. Juli aktualisiert wird.

Wenn der Schuldner unterhaltspflichtig ist, erhöht sich bei der Lohnpfändung/Gehaltspfändung die Freigrenze. Für eine Person mit einer Unterhaltsverpflichtung beträgt der Freibetrag 2.059,99 Euro. Mit jeder weiteren unterhaltsberechtigten Person steigt dieser Betrag an. Unterhaltsberechtigt sind zum Beispiel eigene Kinder, Ehepartner, die selbst kein Einkommen beziehen und gegebenenfalls der geschiedene Ehegatte.

Wie läuft das bei einer Lohnpfändung ab?

Der Gläubiger erwirkt einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluss beim Gericht. Dieser Beschluss wird dem Arbeitgeber zugestellt. Dieser berechnet daraufhin den pfändbaren Betrag unter Berücksichtigung des Freibetrags und der pfändbare Teil des Gehalts wird direkt an den Gläubiger überwiesen.

Für die korrekte Berechnung der Freigrenze bei der Lohnpfändung ist der Arbeitgeber verantwortlich. Daher sollten Sie Ihren Arbeitgeber umgehend über eventuelle Unterhaltsverpflichtungen informieren.

Nicht alle Einkommensbestandteile unterliegen der Pfändung. Es gibt eine Reihe von Zulagen und Sonderzahlungen, die bei der Lohnpfändung – unabhängig vom Freibetrag –  gesetzlich vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt sind. Dazu gehören beispielsweise:

• vermögenswirksame Leistungen des Arbeitgebers
• Treuegelder, die sich im Rahmen des Üblichen bewegen
• Aufwandsentschädigungen, Gefahren-, Schmutz- und Erschwerniszulagen
• Entgelt für selbst gestelltes Arbeitsmaterial
• Vergütung von Mehrarbeit bis zur Hälfte
• Weihnachtsgeld von bis zu 750 Euro (Stand: 1.7.2024)
• Erziehungsgelder und Studienbeihilfen
• Sterbegelder
• Blindenzulagen
• Geburtsbeihilfen

Wie kann man sich gegen eine Lohnpfändung schützen?

Eine Lohnpfändung lässt sich nicht einfach verhindern. Neben dem bei der Lohnpfändung vorgeschriebenen Freibetrag gibt es weitere Möglichkeiten, damit umzugehen und sich zu schützen. Die effektivste Methode, eine Lohnpfändung zu stoppen, ist die Begleichung der Schulden. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen:

• Wenn möglich, die gesamte Schuld auf einmal bezahlen.
• Mit dem Gläubiger über monatliche Ratenzahlungen verhandeln.
• Dem Gläubiger anbieten, einen Teil der Schuld zu bezahlen, wenn er dafür auf den Rest verzichtet.

Schutz vor Doppelpfändung

Wenn das Gehalt des Schuldners deutlich höher ist als die Pfändungsschutzgrenze, kann nach der Lohnpfändung – trotz Freibetrag – bereits gepfändetes Arbeitseinkommen im Rahmen der Kontopfändung noch einmal gepfändet werden. Hier gibt es jedoch verschiedene Möglichkeiten, wie Sie sich dagegen schützen können: 

• Einrichtung eines P-Kontos: Die wichtigste Schutzmaßnahme ist die Umwandlung des Girokontos in ein Pfändungsschutzkonto (P-Konto). Ein P-Konto gewährleistet, dass der gesetzliche Grundfreibetrag von aktuell 1.499,99 Euro (Stand: 1. Juli 2024) vor Pfändung geschützt ist. Dieser Betrag steht dem Schuldner für seinen Lebensunterhalt zur Verfügung, unabhängig von eventuellen Kontopfändungen.
• Erhöhung des Freibetrags: Bei Unterhaltspflichten oder besonderen Lebensumständen können Sie auf dem P-Konto bei einer Lohnpfändung den Freibetrag erhöhen. Dafür ist eine Bescheinigung einer anerkannten Stelle, wie einer Schuldnerberatung, erforderlich. Dies ermöglicht es, einen höheren Betrag vor Pfändung zu schützen.
• Verhandlung mit Gläubigern: Sie können direkt mit den Gläubigern verhandeln und eine Ratenzahlungsvereinbarung oder ein Schuldenbereinigungsverfahren anstreben. Dies kann helfen, die finanzielle Belastung zu reduzieren und eine Doppelpfändung zu vermeiden.
• Prüfung der Pfändungsbeträge: Überprüfen Sie die gepfändeten Beträge sorgfältig und stellen Sie sicher, dass die Pfändungsfreigrenzen korrekt berechnet wurden. Bei Unstimmigkeiten können Sie umgehend Einspruch erheben.

Eine professionelle Schuldnerberatung kann wertvolle Unterstützung bieten. Berater können bei der Analyse der finanziellen Situation helfen, Verhandlungen mit Gläubigern führen und über weitere Rechte und Optionen informieren.

Arbeitgeber sind verpflichtet, die aktuellen Pfändungsfreibeträge zu beachten. Dennoch sollten Schuldner vorsorglich überprüfen, ob die korrekten Grenzen angewendet werden. Bei Unsicherheiten oder Fragen zur Berechnung des Freibetrags kann eine Beratungsstelle oder ein Rechtsanwalt weiterhelfen.

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Aktuelle Pfändungstabelle (gültig ab 1.7.2024 bis 30.6.2025)

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Über den Autor

Jenny H.

Jenny hat einen Abschluss in Kultur-Interkulturalität-Literatur von der Universität Greifswald. Zuvor studierte sie im Bachelor Wirtschaft und Germanistik. Seit 2024 ist sie Teil des Teams von privatinsolvenz.net und befasst sich mit Themen der Pfändung und Schulden.

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