Um wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht jedes Unternehmen eine solide Bilanz. Ein stabiler Umsatz, sprich regelmäßige Einnahmen in ausreichender Höhe, sind die Basis eines funktionierenden Geschäfts. Im gewerblichen Zahlungsverkehr kann es aber länger dauern, bis Rechnungen bezahlt und Zahlungseingänge verbucht werden können. Und ein gewisses Risiko, dass der Kunde gar nicht zahlt, bleibt immer bestehen.
Gerade bei höheren Beträgen und allzu lange ausbleibenden Zahlungen kann der Rechnungssteller selbst in Bedrängnis geraten, weil dies seine Liquidität bzw. Zahlungsfähigkeit gefährdet. Um derartige Finanzierungsengpässe zu vermeiden oder abzufangen, gibt es verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten. Eine davon ist das Factoring.
Factoring kurz zusammengefasst
Beim Factoringvertrag handelt es sich die Übertragung von Forderungen eines Unternehmens gegen seinen Schuldner auf eine Bank oder ein Factoringunternehmen.
Das Factoring hat große Bedeutung als Finanzierungsmittel und um das Risiko von Zahlungsausfällen abzufangen.
Laut Definition ist das echte Factoring ein Forderungskaufvertrag im Sinne der §§ 433 ff. Bürgerliches Gesetzbuch (BGB). Das unechte Factoring hingegen ist eine Art Darlehensgeschäft nach § 488 BGB. Näheres erfahren Sie hier.
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AbtretungKosten beim FactoringUnechtes Factoring
Inhalt
Was ist Factoring? – Am Bespiel einfach erklärt
Factoring bedeutet im Prinzip nichts anderes als Forderungskauf. Schauen wir uns die Funktionsweise dieser Finanzierungsform anhand eines fiktiven Beispiels genauer an:
Ein Maschinenproduzent, die MP-GmbH, liefert seine Maschinen an ihren Kunden K und stellt ihm eine Rechnung. Anschließend verkauft die MP ihre Kaufpreisforderung gegen K an ein Factor-Unternehmen F. innerhalb kürzester Zeit bezahlt F einen bestimmten Prozentsatz der Forderung – sagen wir 90 Prozent. So bleibt die Liquidität des Maschinenherstellers MP gewahrt. Das Factoringunternehmen hingegen wird die Bonität des Kunden prüfen und den offenen Kaufpreis in voller Höhe bei diesem einziehen.
Es gibt jedoch noch einen weiteren Anwendungsbereich: So dient das Factoring zwischen Bank und Unternehmen der Kreditsicherung. Bleiben wir zur Veranschaulichung bei obigem Beispiel. Der Maschinenproduzent MP benötigt für höhere Investitionen einen Kredit von der B-Bank. Diese möchte eine Sicherheit für den Fall, dass das Unternehmen das Darlehen nicht zurückzahlen kann. Zu diesem Zweck verkauft MP seine Forderungen gegen den Kunden K an die Bank.
Unechtes und echtes Factoring
Je nachdem, wer das Risiko eines Forderungsausfalls trägt, wird zwischen dem unechten und dem echten Factoring unterschieden. Beim echten Factoring geht diese Gefahr auf den Factor über, also auf den Käufer der Forderung. Bei der unechten Variante verbleibt das Ausfallrisiko beim Verkäufer der Forderung.
Lediglich das echte Factoring bietet einen hinreichenden Schutz vor Forderungsausfällen. Bei dieser Art des Forderungsverkaufs muss sich das entsprechende Unternehmen (z. B. unsere MP-GmbH) keine Gedanken mehr darüber machen, dass sein Kunde nicht zahlt, beispielsweise weil er in die Insolvenz rutscht. Diese Finanzierungsart bietet als absolute Planungssicherheit.
Etwas anders sieht das beim unechten Factoring aus, das eher ein Kreditgeschäft darstellt. Hier kann das Factoringunternehmen den Forderungsankauf rückabwickeln, wenn der Kunde als Schuldner nicht zahlt. Diese Form des Factoring lohnt sich gewöhnlich nur für Unternehmen mit zuverlässigen, zahlungskräftigen Kunden zuverlässig, denen ein längerfristiges Zahlungsziel eingeräumt wird.
Factoring: Vorteile und Nachteile – Lohnt es sich, Forderungen zu verkaufen?
Die Finanzierung und Absicherung über ein Factoring hilft Unternehmen auf verschiedene Weise:
- Die sofortigen Zahlungen seitens des Factors bzw. Factorunternehmens stärken die Zahlungsfähigkeit und Bonität des Unternehmens.
- Es muss sich nicht mehr um das Eintreiben und die Durchsetzung der Forderungen kümmern, zumindest beim echten Factoring und erspart sich dadurch einigen Aufwand und ggf. eine Zwangsvollstreckung.
- Überträgt der Factor-Kunde nicht nur seine Forderungen auf das Factoringunternehmen, sondern auch das Ausfallrisiko, so genießt er einen umfassenden Ausfallschutz sowie Planungssicherheit, weil er sich dann nicht mehr mit einer möglichen Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit seines Schuldners auseinandersetzen muss.
Die Nachteile beim Factoring sind recht überschaubar. Je nach Art dieser Finanzdienstleistung erhält das Unternehmen nicht die gesamte Forderung bezahlt, sondern nur einen gewissen Prozentsatz und nicht den vollen Betrag.
Dafür erhält das Unternehmen das Geld sofort, was sich positiv auf seine Bonität auswirkt.
Inzwischen gibt es aber auch Factoringunternehmen, die 100 Prozent zahlen. Es lohnt sich daher, verschiedene Factoring-Anbieter miteinander zu vergleichen.
Inwiefern verursacht das Factoring Kosten?
Welche Kosten beim Factoring entstehen, hängt von den jeweiligen Vertragskonditionen ab, insbesondere davon, ob ein echtes oder unechtes Factoring vereinbart wird. Weil die verschiedenen Factoring-Anbieter ihre Kosten unterschiedlich berechnen, lohnt es sich, im Vorfeld mehrere Angebote einzuholen und genau zu vergleichen.
Die Kosten setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen:
- Factoring-Gebühr, um die Kosten der übernommenen Dienstleistungen zu decken, also z. B. für das mit vereinbarte Mahn- und Inkassowesen
- Delkrederegebühren für das übernommene Risiko eines Zahlungsausfalls
- Kreditzinsen, sofern das Factoringunternehmen den Forderungsbetrag bei einem Geldinstitut refinanzieren muss
- Sonstige Gebühren, z. B. für die Bonitätsprüfung
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Heiko
19. Juni 2021 um 13:40 Uhr
Sehr schöne Zusammenfassung. Natürlich wird der Factor im echten Factoring 100 % Delcredere für angekaufte Forderungen bieten, dennoch sollten die Factoringnehmer überprüfen, ob die Integration einer Kreditversicherung einen zusätzlichen Nutzen bringt. Im Gegensatz zum Factoring kann die Kreditversicherung bereits vor der Rechnungsstellung die erbrachten Leistungen gegen die Insolvenz des Kunden absichern.