Das Auto ist für viele Menschen der tägliche Begleiter. Und nicht nur das: Einige kümmern sich liebevoll um Ihr Fahrzeug, halten es sauber, gönnen ihm eine Wachsbehandlung und geben ihm sogar einen Namen. Das eigene Auto aber trotz Privatinsolvenz zu behalten, ist mit einigen Hürden verbunden. Denn in der Privatinsolvenz müssen Sie alles aus Ihrem Besitz abtreten, was zu Geld gemacht werden kann, bzw. was Ersparnisse selbst angeht.
So sollen die Schulden, die sich bei Ihren Gläubigern angestaut haben, getilgt sowie die Verfahrenskosten und das Gehalt des Insolvenzverwalters gedeckt werden. Aber müssen Sie auch auf Ihr Auto in der Privatinsolvenz verzichten? Wann dürfen Sie Ihr Fahrzeug behalten und wie können Sie bei einer Privatinsolvenz Ihr Auto retten? Diese und weitere Fragen beantworten wir im folgenden Ratgeber.
„Trotz Privatinsolvenz ein Auto besitzen“ kurz zusammengefasst
Normalerweise fällt das Auto als pfändbares Vermögen in die Insolvenzmasse und wird vom Insolvenzverwalter verwertet. Sie dürfen nur dann in der Insolvenz ein Auto besitzen, wenn Sie beispielsweise durch den Job oder eine Behinderung zwingend darauf angewiesen sind.
Ein Auto zu kaufen trotz Privatinsolvenz, gestaltet sich schwierig, weil auch dieses wieder in die Insolvenzmasse fallen könnte.
Mitunter können Sie beim Insolvenzverwalter Ihr Auto auf Raten abzahlen trotz Ihrer Privatinsolvenz und es dadurch vor dem Verkauf retten.
Inhalte
Weitere Ratgeber zum Auto bei einer Privatinsolvenz
Auto anmeldenAuto-Leasing trotz Privatinsolvenz
Darf man bei einer Privatinsolvenz ein Auto besitzen?
Wie bereits erwähnt, wird bei einer Insolvenz, alles, was wertvoll und pfändbar ist, eingezogen, um Ihre Verschuldung möglichst umfangreich abzutragen. Die Gesamtheit dieser Gegenstände und Wertanlagen wird als Insolvenzmasse bezeichnet. In diese fließt auch alles ein, was Sie während Ihrer Privatinsolvenz beispielsweise als Geschenk oder Erbschaft
erhalten. Sonderzahlungen von Ihrem Arbeitgeber, wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld sind nur bedingt bis gar nicht pfändbar. Das gesetzliche Minimum, was Ihnen zum Leben gelassen wird, fällt unter den Begriff der Pfändungsfreigrenze.
Gewisse Besitztümer, die die Grundlage für ein einfaches Leben bilden, dürfen nicht eingezogen aber ausgetauscht werden. Zum Bespiel kann ein normaler Fernseher ein teures Smart-TV-Gerät ersetzen. Zur Insolvenzmasse zählen auch Immobilien, Grundstücke, jegliche Ersparnisse und Wertsachen des Schuldners. In einer Privatinsolvenz kann das Auto auch gepfändet werden.
Wenn Sie während der Privatinsolvenz ein Auto besitzen, kann der Ihnen zugeteilte Insolvenzverwalter dieses pfänden und der Insolvenzmasse zuordnen. Das Auto bei der Privatinsolvenz einziehen darf er nur, wenn Sie das Fahrzeug nicht für das Ausüben Ihres Berufes benötigen. Das wird er in der Regel auch nur, wenn das Auto auch etwas Geld einbringt. Hat dieses allerdings kaum noch einen Wert, stehen die Chancen gut, dass Sie Ihr Gefährt behalten dürfen.
Wenn Sie mit dem Fahrzeug den täglichen Arbeitsweg hinter sich bringen, zählt das aber noch nicht als Begründung. Sie müssen nachweisen, dass Sie nur mit Ihrem PKW zur Arbeitsstätte gelangen und es keine zumutbare Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt, wenn Sie bei einer Insolvenz das Auto behalten möchten.
Des Weiteren dürfen Sie in Ihrer Privatinsolvenz ein Auto besitzen, wenn Sie durch eine körperliche Beeinträchtigung auf den Wagen im Alltag angewiesen sind. Das gilt auch, wenn Ihr fahrbarer Untersatz die besten Jahre hinter sich gelassen hat und nicht mehr viel wert ist.
In der Privatinsolvenz ein Auto neu kaufen: Ist das möglich?
Im Grunde dürfen Sie, wenn Sie sich in einem Insolvenzverfahren befinden, keine weiteren Schulden erzeugen. Beträge beispielsweise aus Gehältern, die über der Pfändungsfreigrenze liegen, werden gepfändet. Das macht es für die meisten Schuldner fast unmöglich, sich etwas anzusparen.
Und selbst, wenn Sie es schaffen, einige Euro jeden Monat beiseite zu legen: Sollten Sie in der Privatinsolvenz ein Auto anmelden, und zwar auf Ihren Namen, könnte das einen schlechten Eindruck bei Ihrem Insolvenzverwalter und bei den Gläubigern machen. Denn mit diesem angesparten Geld wäre es Ihnen möglich, Ihre Schuld weiter abzutragen, statt in der Privatinsolvenz ein Auto zu finanzieren, das Sie aus Sicht der Behörde eigentlich nicht benötigen. In so einem Fall könnte Ihnen die Restschuldbefreiung
mit der Begründung der Vermögensverschwendung versagt werden. Das Gleiche gilt, wenn Sie den Autokauf trotz Privatinsolvenz durch ein Darlehen von Freunden stemmen wollen.
Es gibt aber tatsächlich eine Möglichkeit, wie Sie während einer Insolvenz ein Auto kaufen können: den Arbeitgeberkredit. Bei einem Arbeitgeberkredit handelt es sich um ein Darlehen von Seiten Ihres Chefs. Unternehmen sind nicht dazu verpflichtet, Ihnen diese Annehmlichkeit zu gewähren. Sie können aber für mehr Zufriedenheit beim Arbeitnehmer und damit im Job sorgen, weshalb einige Firmen Ihren Mitarbeitern ein Arbeitgeberdarlehen bewilligen. Der Vorteil: Dieses Darlehen hinterlässt keinen SCHUFA-Eintrag und wird in der Regel zu etwas günstigeren Konditionen als bei der Bank vergeben.
Bei dieser Art von Autokredit trotz Privatinsolvenz zahlt der Schuldner das Geld oft nicht in Eigenregie zurück, sondern der Arbeitgeber behält meist jeden Monat einen kleinen Teil des Gehalts ein, nachdem er den Betrag ausgezahlt hat. Sie müssen sich trotz günstiger Konditionen aber auf einen Zinssatz einigen, der in etwa mit den aktuellen Werten einhergeht, damit der Arbeitgeberkredit nicht steuerpflichtig wird. Bei Fragen stehen Ihnen Steuer- oder Schuldnerberater zur Verfügung.
Im Vergleich zu Ihrem Arbeitgeber wird Ihnen eine Bank bei einer Privatinsolvenz für ein Auto wahrscheinlich keinen Kredit bewilligen. Außerdem bräuchten Sie dafür die Zustimmung Ihres Insolvenzverwalters, was ebenso unwahrscheinlich ist.
Bei Insolvenz das Auto behalten: Rückkauf vom Insolvenzverwalter
Es gibt noch einen Weg, wie Sie in der Privatinsolvenz Ihr Auto behalten dürfen, wenn Sie nicht an einer Behinderung leiden und Ihren PKW auch nicht für den Job benötigen: Sie können Ihr Auto durch Raten vom Insolvenzverwalter zurückkaufen. Er wird es zwar erst einmal einziehen. Jedoch können Sie sich ein Gutachten einholen, das den Wert des Fahrzeugs bestimmt.
Stimmt der Insolvenzverwalter dem Rückkauf zu, zahlen Sie ihm jeden Monat einen kleinen Teil des Betrages bis der Wagen abbezahlt ist. Für den Insolvenzverwalter hat das den Vorteil, dass er so sicher mit Ihren Zahlungen rechnen und dadurch verlässlich einen Anteil Ihrer Schulden für die Gläubiger eintreiben kann. Das Gutachten lassen Sie besser nicht von einem Sachverständigen bzw. KFZ-Gutachter erstellen, weil dieser natürlich auch bezahlt werden will und das nicht zu gering. Fragen Sie lieber bei einem Autohändler, was Ihr Wagen noch wert ist. Die Autoversicherung können Sie trotz Insolvenz behalten, wenn der Verwalter diesem Rückkauf zustimmt. Informieren Sie sich vorab bestenfalls bei einer Schuldnerberatung.
Auto-Leasing trotz einer Privatinsolvenz ist nicht möglich. Der Insolvenzverwalter wird die Autobank, die einer Ihrer Gläubiger ist, kontaktieren, wodurch diese von der Insolvenz erfährt und den Vertrag vermutlich kündigen wird. Das Unternehmen muss dann befürchten, dass Sie die Kosten in Zukunft nicht mehr tragen können.
Auch hier gilt: Das Auto so zu finanzieren, trotz Ihrer Insolvenz, ist nicht möglich. Für Auto Leasing trotz Insolvenz ist abermals der Insolvenzbetreuer zu unterrichten und dessen Zustimmung einzuholen, die er Ihnen wahrscheinlich nicht geben wird. Und selbst wenn er das tut: Die wenigsten Anbieter werden sich auf Leasing in der Privatinsolvenz Ihrer Kunden einlassen. Allerdings könnten Sie Verwandte oder Freunde fragen, ob diese für Sie einen Leasing-Vertrag abschließen oder Ihren Vertrag übernehmen. Viele Leasing-Firmen lassen sich darauf ein.
Privatinsolvenz und Auto: Gründe und Möglichkeiten, den PKW behalten zu können
- Sie benötigen das Auto, um Ihre Arbeit auszuführen.
- Auf Grund einer körperlichen Behinderung brauchen Sie im Alltag ein Auto während der Privatinsolvenz.
- Handeln Sie mit dem Insolvenzverwalter einen Rückkauf Ihres Autos auf Raten aus.
- Fragen Sie Ihren Chef, ob er Ihnen einen Arbeitgeberkredit gewährt. So können Sie ein Auto finanzieren trotz Privatinsolvenz.
Vor der Privatinsolvenz das Auto verkaufen?
Falls Sie sich nicht erst in der Privatinsolvenz von Ihrem Auto trennen wollen, sondern Ihr Gefährt bereits vor Eröffnung des Verfahrens verscherbeln, könnten Sie ein Problem bekommen. Bei einer Privatinsolvenz das Auto vorher zu verkaufen, kann sogar strafrechtlich relevant werden. Die Rede ist vom
Straftatbestand des Bankrott nach § 283 Strafgesetzbuch. Für diesen werden bis zu fünf Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe fällig und selbst der Versuch des Bankrotts ist strafbar. Außerdem wird Ihnen dann die Restschuldbefreiung am Ende Ihrer Privatinsolvenz versagt.
Denn so sorgen Sie dafür, dass die Gläubiger weniger von Ihren Schulden zurückgezahlt bekommen. Der Insolvenzverwalter könnte beispielsweise durch die KFZ-Zulassungsstelle darüber unterrichtet werden, dass ein Freund von Ihnen Ihr Auto anmelden will, trotz Ihrer Privatinsolvenz bzw. dieses auf sich umschreiben lassen möchte. Denn für die Ummeldung des KFZ sind mindestens die Kennzeichen mitzubringen, wenn nicht sogar eine Vollmacht des aktuellen Eigentümers.
Neben der genannten Sanktion für den eventuellen Vorwurf des Bankrotts müssen Sie damit rechnen, dass Ihr Insolvenzverwalter für das Auto den Wert von Ihnen erstattet haben will. Dadurch würden Sie gar nichts gewinnen, wenn Sie vor der Privatinsolvenz Ihr Auto verkaufen.
Insolvenzverkauf: Autos günstig kaufen
Wenn Sie sich Gedanken über eine Autofinanzierung nach der Privatinsolvenz machen, könnte ein Auto aus einem Insolvenzverkauf für Sie in Frage kommen. Diese Fahrzeuge werden meist zu einem niedrigen Preis angeboten und stammen aus anderen Insolvenzverfahren. Im Internet gibt es zahlreiche Auktionsplattformen, die sich auf solche Fälle spezialisiert haben, wie etwa die Zoll-Seite des Bundesministeriums der Finanzen. So könnten Sie sich nach Ihrer Privatinsolvenz ein Auto aus einer anderen Insolvenz zulegen.
Für alle Einzelheiten, um etwa ein Auto zu kaufen bei einem Insolvenzverfahren, können Sie jederzeit einen Schuldnerberater hinzuziehen.
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Anonym
11. Dezember 2022 um 21:34 Uhr
Mein Auto wird noch finanziert und es droht eine Privatinsolvenz. Könnte ich jetzt noch kurz vor dem Antrag auf Privatinsolvenz die Finanzierung an ein Familienmitglied abtreten? Der dann die Finanzierung übernimmt und mir das Auto überlässt?
Eine andere Möglichkeit von der ich gelesen habe ist, das ich die Rate aus meinem unpfändbarem Lohn weiterzahle? Sofern die Bank das mitmacht. Stimmt das?
Guillaume
24. Oktober 2022 um 20:01 Uhr
Die Privatinsolvenz hat mich echt mitgenommen. Wenn ich jetzt aber auch noch mein Auto hergeben müsste, wäre ich echt am Ende. Es ist, wie ihr sagt, mein täglicher Begleiter und ich habe es echt lieb gewonnen.
Uwe
16. März 2024 um 0:08 Uhr
Hallo, ich habe den Fehler begangen und Privatinsolvenz angezeigt.
1 Tag später stand der In solvenzverwalter vor meiner Tür und hat mir Papiere und Schlüssel abgenommen.
Es soll verkauft werden, den Wert meine alten Autos aus dem Jahre 2009 wurde höher als der damalige Kaufpreis bewertet.
Wenn ich das alles gewusst hätte, wäre ich diesen Schritt nicht gemacht.
Uwe
21. Juni 2020 um 20:42 Uhr
Nirgends habe ich eine verbindliche Auskunft darüber erhalten, ob ich ein in meinem Eigentum befindliches Auto im Marktwert von ca. 1100 € wieder auf mich anmelden darf bei bevorstehendem Privatinsolvenz-Verfahren und Verbindlichkeiten ca. 5100 €. Das Fahrzeug bliebe zunächst weiterhin in meinem Besitz und könnte bei Bedarf doch noch gepfändet werden. Die Kosten der Haftpflichtversicherung lägen bei monatlich 33,49 €, dafür spare ich dann die Kosten der Garage (35 € monatlich) und der Stadtbus-Monatskarte (35 €).