Was ist der Verschuldungsgrad? Definition
Beim Grad der Verschuldung handelt es sich um eine Kennzahl aus der Betriebswirtschaft. Diese dient der Einschätzung des Verhältnisses zwischen Fremd- und Eigenkapital bei Unternehmen, Gemeinden oder ganzen Staaten. Gläubiger können anhand des Verschuldungsgrades einschätzen, wie hoch das Risiko bei einer Investition in ein bestimmtes Unternehmen oder eine Gemeinde ist.
Je höher der Eigenkapitalanteil, desto geringer ist das Gläubigerrisiko. Ein hoher Verschuldungsgrad verweist dabei auf ein geringeres Eigenkapital – gegenüber dem Fremdkapital – und damit auf ein höheres Investitionsrisiko für Gläubiger. Dies kann sich u. a. auf die Zinsen bei neuen Krediten und anderen Verbindlichkeiten auswirken.
Die Berechnung vom Verschuldungsgrad bei einer Privatperson erfolgt in der Regel nicht. Für eine Aussage bezüglich der Kreditwürdigkeit wird hier hingegen in der Regel die Bonität (etwa über die SCHUFA) als Kenngröße herangezogen.
FAQ: Verschuldungsgrad in Deutschland
In der Regel sollte ein Verschuldungsgrad von 2:1 nicht überschritten werden. Dies bedeutet, dass maximal das doppelte des Eigenkapitals als Fremdkapital aufgenommen wurde. Diese Faustregel ist jedoch branchenabhängig. Bei einzelnen Unternehmen wie Banken oder Versicherungen ist der Verschuldungsgrad nicht aussagekräftig. Mehr dazu lesen Sie hier.
Ein hoher Verschuldungsgrad kann das Risiko innerhalb eines Unternehmens erhöhen, da er auf eine besonders starke Abhängigkeit von Fremdkapital hinweist. Zudem kann er sich auch bei neuen Krediten auf die Bonität negativ auswirken, denn je höher der Verschuldungsgrad, desto höher das Risiko für Gläubiger und desto höher in der Regel auch die Zinsen bei Abschluss neuer Verbindlichkeiten. Im Zweifel kann er sogar Kreditunwürdigkeit führen.
Der Verschuldungsgrad setzt Fremd- und Eigenkapital miteinander ins Verhältnis. Die Formel für die Berechnung des Verschuldungsgrades finden Sie hier.
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Verschuldungsgrad: Richtwert & Interpretation
Als Faustregel beim Verschuldungsgrad gilt, dass ein Wert von 200 nicht überschritten werden sollte. Dieser verweist darauf, dass das Verhältnis von Fremdkapital zum Eigenkapital 2:1 beträgt. Die Fremdkapitalquote beträgt also zwei Drittel, die Eigenkapitalquote ein Drittel. Je höher der Grad der Verschuldung, desto geringer ist dabei die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Ein Verschuldungsgrad unter 100 verweist also auf eine höhere Eigenkapitalquote (das Unternehmen wirtschaftet mit mehr Eigenkapital als Fremdkapital). Bei einem Verschuldungsgrad über 100 hingegen übersteigt das Fremdkapital das Eigenkapital.
Doch nicht nur die Einschätzung des Kreditrisikos ist anhand der Kennzahl möglich. Das Verhältnis dieser beiden Quoten, über das der Verschuldungsgrad Auskunft gibt, kann unter anderem auch Anlegern helfen. Sie können den Verschuldungsgrad entsprechend interpretieren und anhand dessen entscheiden, ob zum Beispiel eine Investition in Aktien des entsprechenden Unternehmens lohnt oder das Ausfallrisiko zu hoch erscheint.
Für Unternehmen, deren Geschäftsmodell darauf beruht, mit fremdem Geld zu arbeiten, eignet sich der Verschuldungsgrad als Kennzahl nicht. Bei Banken und Versicherungen liegt dieser nämlich nicht selten im vierstelligen Bereich. Hintergrund ist, dass zum Beispiel sämtliche Einlagen von Kunden bzw. Beitragsleistungen als Fremdkapital deklariert werden, da diese ein Schuldverhältnis herstellen. Die Einzahlungen sind Basis der künftigen Auszahlung. Die Aussagekraft ist bei Banken, Versicherungen & Co. daher nicht sehr groß.
Verschuldungsgrad berechnen: Formel für die Berechnung
Bei der Berechnung vom Verschuldungsgrad sind zwei wesentliche Kenngrößen von Bedeutung: das Fremd- und das Eigenkapital. Aus dem Verhältnis beider zueinander ergibt sich der Grad der Verschuldung. Die allgemeine Formel hierfür lautet:
(Fremdkapital : Eigenkapital) x 100 = Verschuldungsgrad
Dynamischer Verschuldungsgrad: Berechnung
Beim dynamischen Verschuldungsgrad wird das Fremdkapital abzüglich der liquiden Mittel dem sogenannten Cashflow gegenübergestellt. Der Cashflow bezeichnet eine Kennzahl zur Innenvalidierung, bei der Einzahlungen und Auszahlungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums miteinander ins Verhältnis gesetzt werden. Er gibt Auskunft darüber, bis wann die aktuell bestehenden Verbindlichkeiten abgetragen werden könnten. Die Formel für die Berechnung lautet:
(Fremdkapital – liquide Mittel) : Cashflow = dynamischer Verschuldungsgrad